abc.Etüden KW 12/13 I

abc.etüden 2022 12+13 | 365tageasatzaday

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

zwischendurch gelüstet es mich ja immer wieder mal, Stürme im Wasserglas zu thematisieren sowie die Denke, die ihnen zugrunde liegen. Deshalb gibts zur aktuellen Wortspende von Maren und ihrem Blog Ich lache mich gesund eine weitere der von der ganz zauberhaften Christiane organisierten Etüden.

„Was beschäftigt dich?“

„In erster Linie die Frage, wie ich das Wort „Birke“ in einem Text unterkriege …“

„Warum?“

„Ach, egal. Nein, mich beschäftigen derzeit die Banalitäten des Lebens.“

„In welcher Form?“

„Nun – beispielsweise nimmt ALDI Nord planungsgemäß Babynahrung weitgehend aus dem Sortiment.“

„Und?“

„Und hat beschlossen, die Restbestände nicht abzuverkaufen, sondern in die Ukraine zu spenden.“

„Löblich.“

„Nicht, wenn man Twitter als Maßstab nimmt.“

„Wieso?“

„Nun, dort wird in blumigen Worten erklärt, dass das voll asi ist. Auszüge?“

„Wenns sein muss …“

„Hier: „Übersolidarisch auf Kosten unserer Kinder.“, oder hier: „Die Deutschen haben auch Kinder.“ oder hier: „Volk mit Charakter würde dem Drecksladen eine Lektion erteilen.“ oder hier …“

„Halt, stopp! Gnade! Ernsthaft! Themawechsel, bitte!

„Okay: Dreadlocks!“

„Was?“

„Die Musikerin Ronja Maltzahn ist von den Organisatoren der FFF-Demos in Hannover ausgeladen worden.“

„Weil?“

„Weil sie Dreadlocks trägt …“

„Bitte?“

„Ja, die Organisatoren vertreten die Auffassung, ihre Demo müsse „auf ein antikolonialistisches und antirassistisches Narrativ setzen“ dazu gehöre, dass weiße Menschen keine Dreadlocks tragen sollen. Sie würden sich damit  „einen Teil einer anderen Kultur aneigneten ohne die systematische Unterdrückung dahinter zu erleben“.

„Ernsthaft?“

„Ja, leider.“

„Alter, da gehört dringend ein restriktives Weltbild entgiftet. Wir trinken auch das Bier der alten Sumerer, ohne die Diktatur Saddam Husseins erlebt zu haben. Wir tanzen Samba, ohne unter den portugiesischen Kolonialisten des frühren 16. Jahrhunderts gelitten zu haben. Oder lernen Capoeira, ohne zu den Nachkommen brasilianischer Sklaven in Afrika zu gehören. Oder Gospels! Hier um die Ecke gibt es einen ausschließlich aus weißen Menschen bestehenden Gospelchor. Wir haben den Fußball aus China übernommen, ohne an einer 21.196 Kilometer langen Mauer mitgebaut zu haben oder auf dem Tian’anmen-Platz beschossen worden zu sein. Außerdem: Vielleicht hat es ja auch etwas Gutes, dass kulturelle Eigenheiten es auch in andere Kulturen schaffen?“

„Unbedingt! Nur mit Buchdruck und Nationalsozialismus kommt man nicht weit …“

300 Worte.

abc.Etüden KW 10/11 I

abc.etüden 2022 10+11 | 365tageasatzaday

Hallo, liebe Leserinnen und Leser,

gelegentlich stelle ich mir ja Fragen. In den seltensten Fällen finde ich befriedigende Antworten dazu, und manchmal entsteht dann daraus ein Text, vorzugsweise für die von Christiane organisierten Etüden, denen diesmal die Wortspende von Alice und ihrem Blog Make a Choice Alice zugrunde liegt. Auf gehts:

„Weißt du, manchmal stelle ich mir ja Fragen.“

„Das steht schon in der Einleitung, das nimmt hier nur Platz weg, den wir… egal. Welche?“

„Na, beispielsweise, ob sich die Leute, die in der jüngeren Vergangenheit behauptet haben, man könne hierzulande gar nichts mehr sagen, angesichts des restriktiven Umgangs der russischen Regierung mit der Berichterstattung über die militärische Spezialoperation den Krieg in der Ukraine nicht mittlerweile blöd vorkommen.“

„Ich fürchte nicht.“

„Ich auch. Oder beispielsweise, ob an den Leuten das Gerichtsurteil vorbeiging, das das Bundesverwaltungsgericht da gestern heimlich, still, leise aus dem Zylinder gezaubert hat.“

„Worum ging es?“

„2020 wollte die Stadt Berlin 300 zusätzliche Flüchtlinge aus griechischen Camps aufnehmen.“

„Und?“

„Durfte sie nicht.“

„Warum?“

„Wegen des Aufenthaltsstatus. Die Menschen sollten, abweichend vom Dublin-II-Verfahren, automatisch eine dreijährige Aufenthaltsgenehmigung erhalten, was gegen Gleichheitsgrundsätze verstößt, und so. Außerdem …“

„Ja?“

„… wolle man mit Länder-Alleingängen die „europäische Koordinierung“ der Flüchtlingsthematik nicht untergraben und versuchen, „negative Auswirkungen auf (…) den Bund zu verhindern.“

„Muhahahahaha! Uli Hoeneß hatte größerere negative Auswirkungen auf dieses Land als es die 300 Leute wohl je könnten.“

„Ja – er oder jeder andere der Menschen, die 2020 für festgestellte 1,25 Milliarden hinterzogene Steuern verantwortlich waren. Die Strafen diesbezüglich lagen übrigens bei knapp 45. Mio Euro.“

„Das klingt mathematisch nach einem guten Deal für Steuerhinterzieher.“

„Stimmt, ist aber ein anderes Thema. Jedenfalls, in Kurzform: Während die Steuerhinterziehung blüht, verhindert man die Einreise von 300 Menschen um „negative Auswirkungen“ auf das Land zu verhindern. Und um niemanden bevorzugt zu behandeln …

„… behandelt man alle gleich, und lässt sie einfach da?“

„Exakt. Man untergräbt unter Hinweis auf eine europäische Lösung – die es nicht gibt und vermutlich niemals geben wird – die Versuche von Bundesländern, zusätzliche Hilfe zu leisten.“

„Tja, juristisch mag das Ganze ja in Ordnung sein.“

„Ganz sicher. In menschlicher Hinsicht allerdings finde ich es wirklich zum Kotzen.“

300 Worte.

Und hier der Link zum entsprechenden Artikel von LTO.

abc.Etüden KW 8/9 I

abc.etüden 2022 08+09 | 365tageasatzaday

Hallo, liebe Leserinnen und Leser,

nach einer gefühlten Ewigkeit fühle ich mich auch mal wieder bemüßigt, an den von Christiane organisierten Etüden mitzuwirken, diesmal zur Wortspende von Gerda Kazakou. Auf gehts.

„Es gibt ja so Leute …“

„Ja?“

„Die testen im Falle von Zahnschmerzen gelegentlich mit der Zunge, ob die Schmerzen noch da sind, nur um dann festzustellen: Ja!“

„Und?“

„Und ich tue das auch. Nur anders.“

„Wie jetzt?“

„Na, mehr so in journalistischer, informationstechnischer Hinsicht.“

„Aha …“

„Ja – ich lese beispielsweise gelegentlich in den Online-Auftritt der „Welt“, nur um zu prüfen, ob ich mich wieder aufrege.“

„Und?“

„Funktioniert jedes Mal … Hier zum Beispiel: Unter der Überschrift „Flüchtlingslage spitzt sich dramatisch zu“ berichtet die „Welt“ in ihrer gewohnt feurigen Art und Weise …“

„Vom Leid der ukrainischen Flüchtlinge?“

„Ach, iwo – vom „Leid“, das wir damit in Deutschland haben werden!“

„Wie jetzt?“

„Nun ja, da wird behauptet, die Bundesrepublik gerate schon bald an ihre Kapazitätsgrenze – ich höre die Polen bis hierher lachen. Dann kommt mein Lieblingssatz: „Waren es zu Beginn fast ausschließlich ukrainische Mütter und Kinder, die in Zügen aus Kiew und anderen Regionen eintrafen, kauern nun zusätzlich Tausende junge Menschen mit anderen ausländischen Wurzeln in den überfüllten Bahnhofshallen.“

„Mit anderen Worten, die „Welt“ wundert sich, dass auch Ausländer aus der Ukraine ausreisen und schürt alte „Wer-weiß-wen-wir-uns-da-alles-ins-Land-holen-Ängste“?

„Exakt.“

„Widerlich!“

„Nein, wirklich widerlich ist: „Natürlich stellt sich auch die Kostenfrage, die eigentlich von Bund und Ländern zusammen beantwortet werden soll.“

„Alter, ich möchte ja nicht in der Haut des Schreiberlings stecken – ich müsste mich dauernd abkärchern …“

„Ich denke, die Schreiberlinge schweben einfach über den Dingen. Trotzdem, schlimmer als der offensichtliche Verlust jeglicher Menschlichkeit innerhalb dieses verrotteten Drecksblattes …“

„Du verlierst gerade Contenance und Eloquenz gleichzeitig…“

„… ist wie üblich nur die Kommentarspalte unter dem Artikel. Ich schäme mich, zusammen mit Menschen in einem Land zu wohnen, die angesichts der zu erwartenden Flüchtlinge „Ich bin es satt, immer nur für andere zu buckeln.“ von sich geben.“

„Selbst, während unweit ein Krieg tobt, beweisen wirklich einige, dass sie Arschlöcher sind!“

300 Worte. Für etwas, für das ich eigentlich keine habe …

abc.Etüden KW 1/2 2022 I

abc.etüden 2022 01+02 | 365tageasatzaday

Hallo, liebe Leserinnen und Leser,

es geht wieder los! In persönlicher Hinsicht ist das Jahr 2022 für mich exakt so weitergegangen wie das vorangegangene Jahr, das mit der Beharrlichkeit eines manischen Limbo-Tänzers versucht hat, auszuloten, wie weit es runterkommt, aufgehört hat, das ist aber natürlich kein Grund, liebgewonnene Angewohnheiten zu vergessen. Denn die zauberhafte Bloggerkollegin Christiane ruft erneut zu den Etüden auf, und ich leiste dem gerne Folge. Die Wortspende für die erste Runde des Jahres kommt diesmal vom Etüdenerfinder Ludwig Zeidler. Auf gehts!

„Und, gut reingekommen?“

„Leck mich!“

„Na, hör mal –  so ein Jahreswechsel ist doch immer auch ein Hoffnungsschimmer …“

„…der schon am Silvesterabend verglomm. Hatten wir nicht ein Böllerverbot? Na, wenn sich die Menschen an ihre Steuerpflicht so halten wie an das Böllerverbot, ist das Land in einigen Tagen pleite.“

„Na, die Leute wollen halt die Sau rauslassen.“

„Ach, in etwa so, wie die zehntausenden zerebral untertourig laufenden Menschen, die derzeit landauf, landab „Frieden, Freiheit, keine Diktatur!“ und „Widerstand!“ brüllen?“

„Na, deren Kritik an der Gängelung der Ungeimpften durch den Staat …“

„… ist ein gigantisches First-World-Mimimi, verbunden mit Dummheit unverzeihlichen Ausmaßes!“.

„Aber du kannst die doch nicht alle als …“

„… die Schwurbler? Doch! Kann ich!“

„Aber wenigstens einige haben doch legitime Argumente, sich nicht impfen lass…“

„Dafür, freiwillig ungeimpft zu sein, gibt es keine Argumente!“

„Doch! Spätfolgen? Außerdem: Wenn einige halt Angst haben, dass gerade sie die Impfung nicht vertragen …“

„… dann haben sie ein Problem mit vernünftiger Risikobewertung und sollten dann so konsequent sein, nicht mehr Auto zu fahren. Und Haushaltsunfälle erst! Tödliche Haushaltsunfälle waren 2019 viermal so häufig wie im Straßenverkehr. Nähen kann tödlich sein! Alkohol: Noch schlimmer. Rauchen: fatal. Ich könnte dir Zahlen nennen…“

„Verwirr die Leute nicht mit Statistiken!“

„Ja, und exakt das ist Teil des Problems. Aber was solls. Nicht zu vernünftiger Risikobewertung fähig sind oftmals ja sogar Organisationen wie die EU.“

„Inwiefern?“

„Na, da wurde doch kürzlich beschlossen Atomenergie als „grün“ einzustufen.“

„Oha!“

„Nun, wenn man zur Bewertung lediglich den CO2-Ausstoß herannimmt, dann mag das ja stimmen.“

„Aber?“

„Die Endlagerung! Das Endlager-Gesetz fordert, einen Aufbewahrungsort zu finden, in dem der Atommüll eine Million Jahre lagern kann. Hybris in Reinform, wenn man bedenkt, dass wir von Zivilisationen von vor einigen tausend Jahren nichts wissen, aber darauf vertrauen, dass Menschen IN einigen tausend Jahren schon wissen, was sie damit anzustellen haben.“

300 Worte.

Neulich in der Hölle #8

Wir befinden uns in der Hölle, dem Stammsitz der Firma „Fate LLP“, deren Eigentümer und Geschäftsführer S. Atan gerade friedlich an seinem Arbeitsplatz eingenickt ist, als sein Sekretär und Untergebener Lübke das Büro betritt.

„Morgen, Chef, ich …“

„WAAAAAA!“

„Bitte?“

„Tschuldigung, Lübke, ich war kurz weggenickt. Ich hab schlecht geschlafen in der letzten Nacht. Ich hatte einen fürchterlichen Albtraum.“

„Worum ging es?“

„Ich befand mich 40.000 Jahre in der Zukunft auf einer Gunther-von-Hagens-Ausstellung.“

„Der wird in 40.000 Jahren noch ausgestellt?“

„Nicht nur das, er hat sogar die Führung geleitet.“

„Was?“

„Ja, fragen Sie mich nicht. Jedenfalls erzählte er den Besuchern sinngemäß: „Hier sehen Sie einen Vertreter der Gattung „Homo skeptikus“, der Anfang des dritten Jahrtausends wegen seiner tief empfundenen Zweifel gegenüber der Existenz eines Virus leider ausgest…“

„Chef, bitte!“

„Ja, was kann ich denn dafür, was in meinem wirren Kopf so rum geht? Wobei, wenn ich mir die Menschheit in manchen Ländern in letzter Zeit so ansehe – so ganz unwahrscheinlich ist das Szenario nicht. Stimmen der Vernunft melden sich dabei nur selten zu Wort. Kennen Sie beispielsweise Bernhard Grubelnig?“

„Nein – müsste ich?“

„Das ist ein in Wien lebender ITler. Als dort am Wochenende 35.000 Menschen gegen die neuen Coronabeschränkungen, Lockdown etc auf die Straße gingen, bildete Grubelnig quasi die Gegendemo.“

„Allein?“

„Im Grunde genommen – ja. Eine Gegendemo fand nicht statt, stattdessen wurde eine für denselben Tag geplante Demo anlässlich des „Internationalen Gedenktages an Opfer von transphober Gewalt“ kurzfristig abgesagt, weil man seitens der Veranstalter „Gefahr von Angriffen“ gesehen hat.“

„Beschämend!“

„Absolut. Aber wenigstens war ja Herr Grubelnig da.“

„Und was tat er da so?“

„Er setzte sich eine Pferdemaske auf und hielt ein Schild hoch mit der Aufschrift: „Gebt mir meine Medizin zurück!“ Einfach urkomisch!“

„Versteh ich nicht …!?“

„WIe jetzt, Lübke – haben Sie noch nie von „Ivermectin“ gehört?“

„Öhm, nein!?“

„Das ist ein Entwurmungsmittel, das derzeit in der Schwurblerszene ganz groß im Kurs steht.“

„Oh, ja, hat nicht sogar FPÖ-Chef Kickl vor einiger Zeit dieses Mittel empfohlen?“

„Ja, genau das war das!“

„Und? Wirkt es?“

„Nun ja – Kickl hat sich infiziert, insofern … hat er sich entweder nicht an seinen eigenen Tipp gehalten, oder er hat eine zu niedrige Dosis eingenommen oder es gab einen … ähm …“

„Entwurmungsdurchbruch?“

„Genau.“

„Aber ernsthaft jetzt: Wirkt das Zeug?“

„Ach, woher!? Schon sehr frühzeitig gab es eine Studie, in der festgestellt wurde, dass das Medikament durchaus gegen das Virus wirksam ist, allerdings in einer Dosierung, die für den Menschen … sagen wir … mehr als nur kontraproduktiv wäre. Zahlreiche folgende Studien haben daraufhin die Nutzlosigkeit des Medikaments bei der Bekämpfung der Pandemie bestätigt.“

„Und warum nehmen die Leute dann das Zeug, wenn doch wissenschaftlich erwiesen ist, dass es nichts bringt?“

„Denken Sie über die Frage, und insbesondere darüber, ob wissenschaftliche Evidenz in bestimmten Gruppierungen wirklich Relevanz oder nicht doch eher Hindernis bedeutet, vielleicht lieber nochmal nach …“

„Stimmt. Mein Fehler! Hm, aber … wenn die Leute das Zeug trotzdem einwerfen, hat das dann nicht irgendwie unerwünschte Folgen?“

„Natürlich! In höherer Dosierung führen die Tabletten zu Vergiftungserscheinungen. In Einzelfällen liegen Menschen deswegen auf der Intensivstation. In Australien ist die Anzahl von Menschen, die mit Vergiftungserscheinungen behandelt werden mussten, im vergangenen Juli bis August von 133 im vergleichbaren Zeitraum auf 459 angestiegen. Und noch viel schlimmer …“

„Ja …?“

„Das Medikament wird ja durchaus auch bei Menschen eingesetzt.“

„AHAAA!“

„Nix „Aha!“. Es ist aber bei entsprechender Dosierung sehr wirksam gegen die Flussblindheit.“

„Die was?“

„Die Flussblindheit. Eine Tropenerkrankung, die sich seit den 70ern ausgebreitet hat und die zwischenzeitlich dazu führte, dass Menschen in Afrika fruchtbare Flusstäler verlassen haben. Sie wird durch Fadenwürmer ausgelöst, die ihrerseits über Kriebelmücken übertragen werden.“

„Iiiiiihhhh!“

„Lübke, bitte. Jedenfalls, etwa 20 Millionen Menschen weltweit sind an diesen Fadenwürmern erkrankt. Und um die Flussblindheit bei diesen Menschen zu verhindern, bekamen sie „Ivermectin“. Das hat der Hersteller Merck bis dato sogar kostenlos abgegeben und über entsprechende Organisationen vor Ort verteilen lassen.“

„Bis dato? Warum bis dato?“

„Weil der Run auf das Medikament Auswirkungen auf die Menschen hat, die es eigentlich tatsächlich bräuchten. 153 Millionen Menschen wurden bislang regelmäßig damit versorgt. Menschen, die es, wie gesagt, eigentlich wirklich bräuchten. Allerdings monierte die WHO bereits im September, dass das Behandlungsprogramm gegen die Flussblindheit in der Hälfte der beteiligten Länder nur noch eingeschränkt durchgeführt wurde.“

„Verstehe ich das richtig: Weil egozentrische, schwurbelige, globulisierungsbegeisterte Wohlstandseuropäer auf einen Zug aufspringen, der anschließend bestenfalls einfach auf freier Strecke stehenbleibt, schlimmstenfalls aber direkt in den „Bahnhof Vergiftung“ fährt, werden unter Umständen andernorts Menschen erblinden?“

„Was echauffieren Sie sich denn so, Lübke? Dass einem nennenwerten Anteil der Bevölkerung ihre Mitmenschen scheißegal sind, sollte Sie nun wirklich nicht mehr überraschen.“

„Auch wieder wahr.“

„Was mich aber tatsächlich wundert …“

„Ja?“

„Ich frage mich, ob die Anhänger der Entwurmungskur wissen, wie ihr Medikament hergestellt wird …“

„Wieso?“

„Nun, weil für die Herstellung von „Ivermectin“, vereinfacht gesagt, gentechnisch veränderte Bakterien und ein chemisches Reinigungsverfahren notwendig sind.“

„Bitte?“

„Ja, wirklich. Bakterien werden ganz gezielt insofern gentechnisch manipuliert, dass man bestimmte DNA-Sequenzen in die Zellen einbringt, wodurch die Bakterien angeregt werden, mehr davon zu produzieren, woraus dann irgendwann später „Ivermectin“ wird. Später – nachdem man diese ganze bakterielle Suppe mit Dingen wie Methanol, Essigsäureethylester und Aceton gereinigt hat.“

„Mooooment mal!“

„Ja?“

„Man hat also Vorbehalte gegen die mRNA Impfstoffe, weil das ja Genversuche sind, alle Schlafschafe einen Chip implantiert bekommen sollen und Bill Gates uns alle zu Supersoldaten transformieren will, aber in so einem Fall ist Gentechnik dann wieder total töfte?“

„Scheint so …“

„Ein Albtraum …“

„Ja, sag ich doch!“

Neulich in der Hölle #7

Hallo, liebe Leserinnen und Leser,

ursprünglich sollte folgender Text als weitere Etüde erscheinen, es war mir aber unmöglich, ihn in maximal 300 Worte zu pressen, weswegen sich Plan B anbot. Auf gehts:

Wir befinden uns in der Hölle, dem Stammsitz der Firma „Fate LLP“, deren Eigentümer und Geschäftsführer S. Atan missmutig an seinem Großrechner sitzt. Sein Sekretär, Lakai und Untergebener Lübke versucht, ihn aus diesem Zustand zu erretten.

„Sagen Sie, Chef …“

„Chef!“

„Was? Nein – ich meinte, sagen Sie, Chef: Sind Sie eigentlich kitzelig?“

„Nicht sonderlich. Wieso?“

„Weil ich nichts unversucht lassen würde, um Sie mal wieder zum Lachen zu bringen. Sie sehen in letzter Zeit immer so ernst aus?“

„Ach, wie sollte ich auch nicht? Sehen Sie doch, Lübke, den Menschen in Deutschland fliegen die Zahlen wieder um die Ohren, diesen Reisswolfblogspinner überkommt eine diffuse zunehmende  Besorgnis, da er im Falle eines Impfdurchbruchs mit beiden Händen ganz tief in die Scheiße gegriffen hätte, und trotzdem gibt es da eine Millionen Menschen umfassende Gruppe, die es partout nicht einsieht, sich mit einer Impfung daran zu beteiligen, dass man diese Situation unter Kontrolle bekommt.“

„Sie müssen davon aber noch die Kinder unter 12 Jahren abziehen. Und die, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können.“

„Natürlich. Bleiben aber trotzdem noch Millionen übrig. Und die? Scheren sich offensichtlich einen Scheißdreck darum, welche Konsequenzen ihre ach so eigenständige Entscheidung für die Gesellschaft hat.“

„Nämlich?“

„Nun, in Pandemiezeiten konnte bisher jede siebte Krebs-Operation nicht durchgeführt werden. Das war lange Zeit aufgrund des fehlenden Impfstoffs eben der Preis, der zu zahlen war. Müsste jetzt aber eigentlich gar nicht mehr sein. Zudem wurden im vergangenen Jahr 13 Prozent weniger Darmkrebsdiagnosen gestellt. Nun werden die Menschen natürlich nicht plötzlich wundersamerweise signifikant weniger an Darmkrebs erkranken – das wüsste ich, ich bin hier in leitender Funktion, wie Sie wissen -, sondern das resultiert daraus, dass Menschen weniger zum Arzt gehen konnten oder wollten.Operationen wie Diagnosen werden sicherlich mit Verzögerung durchgeführt bzw. erstellt. Nur im Einzelfall dann eben vielleicht zu spät. Und auch hier: Müsste eigentlich nicht mehr sein!“

„Aber?“

„Aber stattdessen werden zahlreiche Intensivbetten von Ungeimpften belegt und die sowieso schon im Normalbetrieb am Limit arbeitenden Menschen in der Krankenpflege geraten erneut an ihre Grenzen und darüber hinaus. Währenddessen kümmern Sie sich aufopferungsvoll um Menschen, von denen sie vor über einem Jahr noch beklatscht wurden, die ihnen aber mit einer Impfung wesentlich mehr geholfen hätten als mit Applaus.“

„Tja …“

„Wissen Sie, Lübke, ich habe leider keine Ahnung, was in den Köpfen dieser Menschen so vor sich geht. Was soll man auch von Leuten halten, die sich so gewollt edgy mit ihrer Entscheidung gegen die Politik, das Establishment, den Mainstream oder was auch immer, insbesondere aber gegen die Gesellschaft stellen, in der sie leben, im vollständigen Wissen, dass sie im Falle einer Erkrankung von eben dieser Gesellschaft ja versorgt werden?“

„Nun ja, man muss aber auch deren berechtigte Bedenken verstehen!“

„Berechtigte Bedenken? Welche denn?“

„Na, die Sorge vor Nebenwirkungen beispielsweise?“

„Lübke, weltweit wurden über vier Milliarden Impfdosen verabreicht, meinen Sie nicht, man wäre dabei auch auf die seltenste aller möglichen Nebenwirkungen gestoßen? Außerdem wird das doch minutiös überprüft. Nur so ist man in Deutschland doch der Hirnvenenthrombose auf die Schliche gekommen!“

„Durch die aber Menschen zu Tode gekommen sind!“

„Lübke, das habe ich doch gestern schon erwähnt. Das PEI spricht von 48 zweifelsfrei mit der Impfung in Zusammenhang stehenden Todesfällen. Demgegenüber stehen nahezu 100.000 Tote durch das oder mit dem Virus. Die Leute können bloß die Vorstellung nicht ertragen, Schaden zu nehmen, durch etwas, das sie aktiv betrieben haben. Auf der gegenüberliegenden Seite denken sie, dass das Virus ausgerechnet sie ganz bestimmt nicht erwischen wird. Aus dem gleichen Grund werfen sich Menschen einen Schachtel Roth-Händle ins Gesicht. Oder kippen sich literweise Bier am Tag rein. Oder fahren besoffen Auto. Oder brechen irgendwo ein. All das, weil sie denken: Mich wird es schon nicht erwischen. Bis zu einem gewissen Grad ist das ja auch eine gesunde, hilfreiche Einstellung, aber …“

„Na gut, dann sind die Nebenwirkungen kein Argument. Dann vielleicht eher die weggefallenen Intensivbetten? Wenn da mehr wären, dann …“

„Inwiefern ist medizinische Infrastruktur ein Argument gegen eine Impfung?“

„Ähm, …“

„Eben!“

„Aber was ist denn mit Langzeitstudien?“

„Wie wollen Sie denn zu einem Impfstoff, der seit einem Jahr zugelassen ist, eine Langzeitstudie entwerfen?“

„HA! Dann ist das doch ein Argument!“

„Ist es nicht! Denn das gilt für jeden neu eingeführten Impfstoff, für jedes neu zugelassene Medikament. Oder glauben Sie, irgendeine Pharmafirma lässt ein neu entwickeltes Medikament erst mal 25 Jahre im Schrank stehen, damit die  frustrationsintolerante Minderheit in Deutschland mit der mangelnden Fähigkeit zur adäquaten Risikobewertung beruhigt ist?“

„Nein?“

„Nein.“

„Okay, dann: Wer sagt denn, dass die wahre Gefahr nicht eher von den Geimpften ausgeht, die werden schließlich nicht mehr getestet und können das Virus damit unbemerkt und unwissend weitergeb…?“

„Lübke, wenn Sie noch mehr solchen Unsinn verzapfen, werfe ich Sie raus! Einerseits ist die Viruslast nach aktuellem Stand bei infizierten Geimpften geringer und zum anderen: Das ist doch schon wieder kein Argument, sich nicht impfen zu lassen!“

„Zugegeben, aber … ähm, die Langzeitfolgen!“

„ES GIBT KEINE LANGZEITFOLGEN, VERDAMMTER MIST!“

„Chef, bitte, nicht in diesem Ton!“

„Nein, Lübke, langsam reicht es! Es gibt bei Impfungen keine Langzeitfolgen. Hat es nie, gibt es nicht, wird es auch niemals! Wer trotzdem damit anfängt, beweist auf beeindruckende Weise, dass er keine Ahnung hat. Außerdem: Glauben Sie, die Menschen machen sich Gedanken um die Langzeitfolgen von Paracetamol, Ibuprofen, Pantoprazol oder Vomex? Nein? Und trotzdem werfen sich Millionen Deutsche das Zeug täglich wie Süßigkeiten ein! Aber beim Impfstoff, da muss nun bitte sofort und für alle Zeit ausgeschlossen werden, dass man irgendwann nach 291 Jahren …“

„Ist ja gut.“

„Es ist eben nicht gut. Und es ist deswegen nicht gut, weil sich Millionen Menschen in diesem Land auf einem Egotrip befinden. Millionen Menschen, die den Gedanken nicht ertragen können, dass man ihnen den Ratschlag gibt, etwas Bestimmtes zu tun, weswegen sie sich in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt sehen. Die erinnern mich irgendwie an Müller-Lüdenscheidt und Klöbner von Loriot.“

„Inwiefern?“

„Na, solche Sätze wie „In meiner Wanne pflege ich das Badewasser selbst einzulassen.“ oder “Mein Badewasser lasse ich mir ein, wenn ich es für richtig halte.“ oder ganz besonders “Herr Müller-Lüdenscheidt, es wäre ja immerhin denkbar, dass es gewisse Argumente gäbe, die dafür sprächen, das Wasser jetzt einlaufen zu lassen.”, finden sie nicht, dass man die gut und gerne auch auch in ähnlicher Form auf die Impfverweigerer … nicht!?“

„Nein, eigentlich nicht.“

„Schade, ich schon.“

„Wie dem auch sei. Was könnte man denn tun, um die Situation zu retten?“

„Nun ja, ich bin der Fürst der Finsternis, meinetwegen kann man also auch einfach gar nichts tun, womit sich unsere Belegschaft erhöht. Sozialdarwinismus eben.“

„Oder!?“

„Oooooder … Kürbisse!“

„Was?“

„Kürbisse! Wir füllen Millionen kleiner Zierkürbisse mit jeweils Äonen von Globuli, schreiben „Wodarg-Bhakdi-Pharmaceuticals“ drauf und behaupten, dass es sich bei diesen Globuli um die wirksamste Prophylaxe vor dem Virus handelt. Ich nenne die Aktion „Die große Globulisierung“.“

„Aha. Und dann.“

„Nun, mittels Autosuggestion verstärken sich die Selbstschutz- und -heilungskräfte der Probanden bzw. deren Immunsystem so, dass sie weniger bis gar nicht mehr erkranken.“

„Und falls nicht?“

„Tja, dann eben: Sozialdarwinismus!“

Neulich in der Hölle … #6

Wir befinden uns in der Hölle, dem Stammsitz der Firma „Fate LLP“, wo deren Eigentümer und Geschäftsführer S. Atan schon seit dem frühen Morgen an seinem Rechner sitzt und schwer in seine Arbeit vertieft ist, als sein Assistent und Untergebener Lübke die Szenerie betritt.

„Morgen, Chef!“

„Morgen, Lübke!“

„Sie sind schon vor mir da?“

„Schon seit Stunden!“

„Ach, und was ist so wichtig, dass Sie schon so früh …?“

„Ich spiele ein bisschen mit AutoCAD rum.“

„Mit was?“

„Egal. Sagen wir einfach: Ich plane einen Anbau, eine Erweiterung unsere Betriebsgeländes quasi.“

„Ach. Und für wen?“

„Für die CDU/CSU!“

„Bitte? Aber Chef, das sind doch …, die sind doch …“

„Christlich?“

„Pssssst! Genau …“

„Das glauben Sie wirklich, Lübke?“

„Nun ja, es steht in ihrem Parteinamen drin, oder nicht!?“

„Offiziell ja, die Faktenlage ist aber doch wohl eine andere.“

„Inwiefern?“

„Nun, während in Deutschland ja alles nur über 2G und 3G und ähnliches spricht …“

„…was man nicht müsste, wenn man …“

„…jetzt kommen Sie mir nicht mit der Impfkampagne!“

„Nein, die lief doch eigentlich ganz brauchbar und war vernünftig organisiert. Die Berichterstattung war es vielleicht eher, die uns jetzt das metaphorische Genick statt der vierten Welle bricht.“

„Wieso?“

„Nun, anstatt detailliert deutlich zu machen, was diese Impfstoffe nun so genau tun – manche scheinen ja heute noch zu denken, seinerzeit sei ihnen mit der Spritze ein Jungbrunnen, eine Abkehr aller Krankheiten und ein blattgoldüberzogener 911er versprochen worden -, hat man sich seitens der Medien auf eine rund-um-die-Uhr-Berichterstattung über Nebenwirkungen eingeschossen. Bringt eben mehr Quote. Das PEI spricht derweil von 48 Todesfällen im Zusammenhang mit der Impfung. Nur zur Erinnerung: Dem stehen fast 100.000 Todesfälle durch das oder mit dem Virus gegenüber. Aber Statistiken sind ja völlig egal, denn die Büchse der Panik-Pandora war bereits geöffnet und hat in einer Bevölkerung, die in Teilen ohnehin schon nicht ganz rund läuft, dafür gesorgt, dass es Krankenschwestern gibt, die sagen, dass sie mehr Angst vor der Impfung als vor dem Virus haben, was mich an ihrer grundsätzlichen Eignung für ihren Job zweifeln lassen, und dass man in Deutschland mit einer Impfquote herumdümpelt, über die man sich in Spanien, Italien, Dänemark oder Belgien scheckig lachen würde, während vor einem Jahr 90 Prozent der Bevölkerung wohl noch bereit gewesen wären, für eine sofortige Impfung ihren Nachbarn rituell zu enthaup…“

„Lübke, bitte!“

„Na, ist doch so!“

„Mag sein, es lenkt aber vom eigentlichen Thema ab.“

„Wir hatten ein Thema?“

„Ja, verdammt! Die CDU/CSU!“

„Ach so, ja …“

„Jedenfalls, während sich Deutschland in egozentrischer Identitätspolitik und Endlosdiskussionen über 2G oder 3G ergeht, ist anderswo, mit Verlaub, die Kacke am dampfen, und niemand scheint es zu interessieren.“

„Beispiel?“

„Och, nehmen Sie nur mal die Lage an der Grenze zwischen Polen und Belarus.“

„Oh – okay …“

„Da sitzen nun also mehrere tausend Menschen.“

„Und die werden jetzt von Polen aufgenommen?“

„Nun, nicht direkt … Zunächst mal sieht die polnische Hilfe für diese Menschen so aus, dass man Pushbacks für legal erklärt hat.“

„Das geht?“

„Offensichtlich …“

„Einfach so …?“

„Ja, was weiß denn ich? Wie auch immer: Glücklicherweise lässt Deutschland ja seine polnischen Nachbarn nicht allein!“

„Gut, dann werden die Menschen dort aufgenommen?“

„Nun, nicht direkt. Seehofer (CSU) hat viel mehr bei der EU die Unterstützung für die Polen beantragt und hat gesagt: „Da müssen wir auch öffentlich die Polen unterstützen. Wir können sie nicht dafür kritisieren, dass sie mit zulässigen Mitteln die Außengrenze der EU schützen“ (…) „Natürlich nicht mit Schusswaffengebrauch, aber mit den anderen Möglichkeiten, die es ja auch gibt.“

„Zulässige Mittel? Andere Möglichkeiten? Alter …!“

„In die gleiche Kerbe schlägt Stephan Meyer, Staatssekretär im Innenministerium …“

„…und in der CSU?“

„Natürlich. Der jedenfalls sagt:“Wir bieten Polen jede Hilfe an, um den Angriff auf die Grenze zu Belarus abzuwehren. Deutschland könnte auch sehr zeitnah Polizeikräfte zur Unterstützung nach Polen schicken, wenn Polen dies möchte.“

„Angriff auf die Grenze? Haben die Flüchtlinge T-34-Panzer dabei, oder was?“

„Nicht dass ich wüsste! Wie auch immer, in dieser prekären Lage lässt die EU natürlich ihre Mitgliedsstaaten Polen und Deutschland nicht allein.“

„HA, deswegen nehmen die jetzt die Flüchtlinge auf? Ich wusste doch, dass es mit der Menschlichkeit in Europa noch nicht ganz vor die Hunde…“

„Nun, nicht direkt. Die EU beschäftigt sich primär mit weiteren Sanktionen gegen Belarus und diverse Fluglinien. Frau von der Leyen (CDU) sagte: „“Ich fordere die Mitgliedsstaaten auf, die erweiterte Sanktionsregelung gegen die belarussischen Behörden, die für diesen hybriden Angriff verantwortlich sind, zu billigen.““

„Hybrider Angriff? Meine Fresse, diese Kriegsrhetorik! Und nun, irgendwie will anscheinend jeder jeden unterstützen, nur irgendwie niemand die Flüchtlinge selbst?“

„Nun, nicht direkt. Indirekt schon: Die EU-Grenzschutzagentur Frontex, die Asylbehörde Easo und die Polizeibehörde Europol könnten seitens der Polen angefordert werden.“

„Ach so, die Polen müssten nur drum bitten. Na, dann dürfte das ja innerhalb weniger Stunden BIS VIELLEICHT NIE PASSIEREN, VERDAMMTE KACKE!“

„Lübke, bitte, mäßigen Sie sich!“

„Ja, wie denn? Außerdem: Was hat Frontex mit Hilfe für Flüchtlinge zu tun? Da könnte man auch das in Guben aufmarschierte Dritte-Weg-Neonazi-Völkchen schicken!“

„Tja, ziemlich verfahrene Situation, so wie es scheint. Frau von der Leyen sagte weiter, die „zynische Instrumentalisierung von Migranten“ müsse aufhören.“

„Das einzige, was hier zynisch ist, ist der Umgang mit Menschen im Niemandsland.“

„Kann man so sehen. Aber was will man denn auch machen?“

„Wie: Was will man machen? Spielen Sie gerade Advocatus Diaboli?“

„Finden Sie nicht, dass ich für die Rolle gerade zu perfekt …? Nein? Egal. Jedenfalls, Seehofer sagte, die Schicksale der Flüchtlinge würden dazu eingesetzt, den Westen zu destabilisieren.“

„Den Westen zu destab…? Wieviele Menschen sitzen da jetzt doch gleich?“

„Na, so 3.000 bis 4.000!?“

„Ey, mit 4.000 Einwanderern den Westen destabilisieren zu wollen,  ist ungefähr so, wie den FC Bayern München durch die Entführung eines Zeugwarts destabilisieren zu wollen!“

„Aber – wenn sie sich das ganze Chaos ansehen … funktioniert das offensichtlich ganz gut …“

„Auch wieder wahr. Sagen Sie, Chef, wo kommen diese Leute eigentlich her?“

„Na, mehrheitlich aus dem Irak und Afghanistan, war zu lesen.“

„Oh, Afghanistan. Das Land, in dem der Westen so ziemlich alles verkackt hat, was zu verkacken war?“

„Eben jenes!“

„Na, vielleicht schaffen sie es ja wenigstens, bald alle Menschen dort aus- und hier einreisen zu lassen, die ein Anrecht darauf haben und zudem eine Klärung hinsichtlich der Asylfrage aus Afghanistan herbeizuführen.“

„Nun …“

„…nicht direkt?“

„Nicht direkt.“

„Aber wieso? Die USA haben den Afghanen gerade die Einwanderung erleichtert. Zudem: Das Land steuert auf eine riesige Hungersnot zu, das gilt für fast 23 Millionen der 39 Millionen Einwohner. Und das weiß man!“

„Nun, nicht direkt. Also, ja, das Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) weiß das. Das Auswärtige Amt wiederum sagt, alles in Afghanistan sei „schwer zu verifizieren“, auch wenn man damit eher weniger die Nahrungsmittelnversorgung meint. Trotzdem hat man dort, also im Auswärtigen Amt, unlängst einen „Bericht über die Lage in Afghanistan“ erstellt.“

„Aha! Und anhand dieses Berichts wird nun sichergestellt, dass die afghanischen Flüchtlinge in Belarus nun doch in Deutschland …“

„Nun, nicht direkt.“

„SONDERN?“

„Lübke, bitte. Für gewöhnlich haben solche Berichte schon eine Leitfunktion für das BAMF oder die Gerichte.“

„Ja, aber?“

„Aber im vorliegenden Fall handele es sich eher um eine „Momentaufnahme“, hieß es.“

„Ach was? Und das bedeutet?“

„Na, dass es eben keine Auswirkungen auf BAMF oder Gerichte hat. Stattdessen wartet man derweil auf „Leitlinien, die das Europäische Unterstützungsbüro für Asylfragen (Easo) erstellen und „ein gesamteuropäisches Vorgehen“ sicherstellen soll.“

„MUHAHAHAHAHA!“

„Was denn?“

„Gesamteuropäisches Vorgehen!“

„Hm, ist mir nicht aufgefallen, aber: Ja, der war gut!“

„Und … was sind nun die Folgen aus all dem?“

„Kommt drauf an, wen sie fragen.“

„Inwiefern?“

„Nun, die Folgen in Deutschland sind erst mal, dass es keine gibt. Man ergeht sich so in der egozentrischen First-World-Problem-Frage, wer wann welche Veranstaltung besuchen darf, dass man sich unmöglich noch mit Dingen beschäftigen kann, die nicht das eigene Idividuum betreffen.“

„Und weitere Folgen?“

„Nun, eine ist jedenfalls, dass ich hier diesen Anbau für die CDU/CSU baue.“

„Gute Idee, Chef! Und …“

„Ja?“

„Vergessen Sie das Schwefelbad nicht. Ein schönes, großes, sehr, sehr heißes Schwefelbad!“

 

 

Links:

tagesschau – EU fordert weitere Sanktionen gegen Belarus

Welt – Lage spitzt sich zu, Polen schließt Grenzübergang

Zeit – Seehofer fordert Unterstützung der EU für Polen

tagesschau – Außenamt zur Lage in Afghanistan

Spiegel – Uno warnt vor Hungersnot in Afghanistan

 

abc.Etüden KW 44/45 2021 I

abc.etüden 2021 44+45 | 365tageasatzaday

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

aus aktuellem Anlass gibt es nach kurzer Etüdenabstinenz meinerseits die erste Etüde für die Kalenderwochen 44 und 45. Die Etüden werden, wie gehabt, von Christiane organisiert, die Wortspende steuert diesmal der wortverdreher Christian bei. Los gehts:

„Na, worüber reden wir heute?“

„Über ein, sagen wir, eher kitzliges Thema.“

„Nämlich?“

„Schon gehört?“

„Was denn?“

„Die isrealische Energieministerin Karine Elharrar ist zu Gast bei der Klimakonferenz in Glasgow.“

„Und?“

„Und sie sitzt im Rollsstuhl.“

„Okay – aber inwiefern ist das relevant?“

„Oh, das ist sehr relevant, denn … sie kam bei einer Veranstaltung der Klimakonferenz nicht rein.“

„Bitte? Wie jetzt, ist sie an der Security gescheitert, oder was!?“

„Och, bitte. Nein, viel banaler: der Zugang zum Veranstaltungsort war nicht barrierfrei. Nach zweistündigem Warten ist Frau Elharrar wieder ins Hotel zurückgefahren.“

„Wie überaus peinlich!“

„Nein, so wirklich peinlich ist nur die Reaktion des britischen Energieministers George Eustice.“

„Inwiefern?“

„Es hieß, er bedauere den „Vorfall“, suche die Verantwortung dafür aber in Teilen bei der israelischen Delegation. „Was normalerweise in dieser Situation passieren würde, ist, dass Israel uns über diese besondere Anforderung für ihre Ministerin informiert hätte“, sagte er der BBC.“

„WAS!? Also, entschuldige mal, eine solche Veranstaltung hat per se barrierefrei zu sein!“

„Im Prinzip – ja …“

„Da könnt ich mich ja schon wieder aufre… ist doch klar, dass Kürbis-Kopf Johnson das nicht hinbek…“

„Oh, bitte! So weit ich weiß, sieht es mit der Barrierefreiheit in Großbritannien ansonsten gar nicht so schlecht aus. Nur hier hat man es eben vergeigt.“

„Trotzdem. Ich stelle mir gerade vor, wie ich im tiefsten Blizzard an einem nicht barrierefreien Gebäude ankomme und das letzte, was man von mir findet, ist ein in die Eisblumen am Fenster gekrakeltes: „Ich war hier!“

„Ist das nicht ein bisschen überdramatisiert?“

„Solange wir uns einerseits um immer vorsichtigere, immer samtpfötigere, immer inklusivere Sprachregelungen bemühen, damit sich bloß niemand auf den Schlips getreten fühlt, wir andererseits aber bei den ganz handfesten Dingen verkacken, werde ich nach Belieben überdramatisieren!“

„Aber das hat doch gar nichts miteinander zu tun!?“

„Das glaubst aber auch nur du!“

300 Worte.

Addendum: Ein Kommentar-Potpourri aus dem den Sachverhalt betreffenden Artikel der „Welt“.

„(…) wenn die sich von solchen Lapalien von der Arbeit abhalten lässt, dann ist sie definitiv im falschen Job.“

„Ein Klimagipfel ist dazu da, um über das Klima zu reden. Er ist nicht dazu da, um über Inklusion zu reden oder über Gendertoiletten oder über den Frauenschachverein Wanne-Eickel.“

„Ich sehe beim Aktivistenlieblingsthema „Inklusion“ nur ganz wenige Unterschiede zu anderen Trendthemen wie Gendern, Gendertoiletten, Trans und natürlich Identitätspolitik.(…) Die Gesellschaft soll sich demnach nicht mehr an der Mehrheit zu orientieren, sondern an irgendwelchen kleinen Randgruppen.“

„Wer das so stehenlässt und glaubt, muss mit dem Klammerbeutel gepudert sein.“

„Ist das dann Antisemitismus oder mangelende Sensibilität für Inklusion ?“

Machmal frage ich mich, ob den Menschen nicht bewusst ist, wie zum Kotzen sie sind!

abc.Etüden KW 40/41 II

abc.etüden 2021 40+41 | 365tageasatzaday

Hallo, liebe Leserinnen und Leser,

aus aktuellem Anlass, und da ich gerade ein für 300 Worte hoffentlich ausreichend großes Zeitfenster habe, gibt es hier schon mal die nächste Etüde auf Einladung von Christiane und zur Wortspende von Yvonne:

 

„Sag mal …“

„Ja?“

„Facebook und Konsorten waren doch gestern ein paar Stunden down, oder!?“

„Ja. Irgendein Geheimkünstler hat ein DNS-Problem verursacht. Mehrere Stunden mussten sich Menschen einen anderen Lebenszweck suchen, als ihren Hass ins Netz zu kotzen. Schreckliche Zustände. Wieso?“

„Ob wir diverse Medienvertreter auch irgendwie down kriegen?“

„Wieso?“

„Na, hier: Heute geht der Nobelpreis für Physik an drei Forscher, von denen zwei „den Grundstein für unser Wissen zum Klima“ gelegt haben, den Rest der sperrigen Begründung spare ich mir.“

„Ja, und?“

„Und gestern twittert Nikolaus Blome: „Kleine Nachfrage zum Erstwähler-Gleichstand zwischen Grünen und FDP: Könnte es sein, dass der moralisch übersättigte Unbedingtismus vieler Klimaschutzaktivisten langsam auch jüngeren Menschen auf den Zeiger geht?“

„Ach, was!? War das nicht vielleicht eher das Linksruck-Soziallismus-Rote-Socken–Schreckgespent-Geblubber, das in den letzten Wochen Laschets Kampagne getragen hat?“

„Möglich. Währenddessen will die ansonsten wissenschaftsferne „Welt“ schon vor zwei Wochen gewusst haben, warum Nobelpreistäger Hasselmann den Preis verdient, veröffentlicht aber heute einen Kommentar zum Klimawandel mit dem Titel „Die Unvernunft der Apokalyptiker“ und nimmt in einem weiteren Artikel vor ein paar Tagen ein zauberaftes Zitat als Titel: „Verbohrte Umweltschützer sind schlimmer als die Klimakatastrophe“.

„Die sollten sich mal entscheiden. Kannste dir nicht ausdenken …! Und … was macht die BILD?“

„Na, die hat doch jetzt einen eigenen Fernsehsender. Der sich allerdings meiner Meinung nach eher für den Strafvollzug eignet: Zwei Stunden BILD-TV sind schlimmer als jedes Waterboarding!“

„Hast du ein Beispiel?“

„Gerne. Die Virologin Melanie Brinkmann hat sich für die Beibehaltung der Maskenpflicht an Schulen ausgesprochen und über die Abschaffung selbiger sagte sie, sie halte „diese Entscheidung für verfrüht – und ehrlich gesagt auch für ziemlich dumm.“

„Und?“

„Und BILD-TV macht daraus: „Merkels Krawall-Biologin. Merkel-Virologin beschimpft Kinderärzte. Der Masken-Wahnsinn geht weiter!“

„“Masken-Wahnsinn? Klingt wie bei ´ner Querdenken-Demo!“

„Jo, und sie suggerieren eine nie erfolgte Beleidung von Personen!“

„Was ein Pack!“

 

300 Worte

 

 

 

abc.Etüden KW 40/41 I

abc.etüden 2021 40+41 | 365tageasatzaday

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

auf Einladung von Christiane und zur Wortspende von Yvonne und ihrem Blog umgeBUCHt folgt nunmehr die erste Etüde für diese und nächste Woche:

„Sag mal …“

„Ja?“

„Weißt du, was ein „Geheimkünstler“ sein soll?“

„Was? Nee, warum …?“

„Weil ich für einen Text … ach, das würde zu weit führen. Also, keine Idee?“

„Weiß nicht … vielleicht – Banksy?“

„Oh, du meinst also praktisch Künstler, deren Identität man nicht kennt?“

„Zum Beispiel, ja. Vielleicht auch …  die Leute in den Pandora Papers? Die beherrschen die Kunst, ihr Geld ganz geheim am weltweiten Fiskus vorbei …“

„Ach, die Geschichte. Nun ja, wobei von „geheim“ da ja jetzt nicht mehr so die Rede sein kann.“

„Auch wieder wahr. Umso mehr wundert mich, dass das Ganze medial bislang eher so ´ne Randnotiz zu sein scheint.“

„Vielleicht, weil die Normalsterblichen es von der Finanzelite dieser Welt schon nicht mehr anders erwarten?“

„Das wäre schlimm. Ähnlich schlimm, wie die Ausreden der Aufgeflogenen, die suggerieren sollen, dass das alles ganz legal ist.“

„Ist es ja vielleicht auch!? Vielleicht ist das Thema auch einfach zu schwierig und sperrig, als dass sich die Normalsterblichen wirklich intensiv damit auseinandersetzen wollen.“

„Mag sein. Ich hab ja auch keine Ahnung, wie diese Briefkastenkonstrukte funktionieren.“

„Stell dir vor du hast Geld! Viel! Nun gründest du mithilfe eines Rudels gewissenloser, moralisch verkommener Banker eine Briefkastenfirma in der Steueroase XY.“

„Was macht diese Firma?“

„Ja, nichts! Und dann lässt du dieser Firma dein Geld für vermeintliche Dienstleistungen zukommen. Und von dem Geld kauft diese Firma – also im Prinzip du – dann beispielsweise reihenweise Immobilien. Und von all den Transaktionen hat der Fiskus deines Heimatlandes nichts!“

„Verwerflich!“

„Aber offensichtlich en vogue. Nach Schätzungen des ICIJ …“

„Des was …?“

„Ein investigatives Journalismus-Netzwerk. Jedenfalls, nach dessen Schätzung sind weltweit zwischen 5,6 und 32 Billionen US-Dollar durch solche Offshore-Geschäfte vor dem Fiskus versteckt. 32! Billionen! Dollar! Das wäre deutlich mehr als ein Drittel des weltweiten jährlichen BIP!“

„Heftig!“

„Japp! So, ich muss los. Arbeiten. Irgendwer muss ja schließlich Steuern zahlen …“

300 Worte für etwas, für das es eigentlich keine Worte gibt.