abc.etüden 2020 39+40 | 365tageasatzaday

Hallo, liebe Leserinnen und Leser,

es gibt ja so Tage, Wochen, Phasen, da hoffe ich fast, dass die Welt mir keinen Anlass liefert, Etüden zu schreiben, denn in diesen rege ich mich ja nun mehrheitlich auf. Aber die Welt schafft es eben doch immer wieder, mir Anlässe zu geben, weswegen es eine weitere der von Christiane organisierten Etüden zur Wortspende von Lea und ihrem Blog Kommunikatz gibt.

 

„Na, wie ist es?“

„Könnte den ganzen Tag nur schlafen. Muss AfD-Müdigkeit sein…“

„Was haben die nun wieder verbrochen?“

„Einiges. Beispiel: Die Wahlen zum Stadtratsvorsitz in Gera.“

„Was war denn da?“

„Na, dort wurde der AfD-Kandidat mit 23 von 40 Stimmen zum Vorsitzenden im Stadtrat gewählt.“

„Und?“

„Nun ja … die AfD verfügt im Stadtrat nur über 12 eigene Sitze …“

„Autsch – das bedeutet aber doch, dass …“

„Genau. Und kaum erlaubt sich Olaf Scholz, darauf hinzuweisen, dass es eine dumme Idee bleibt, AfDler in Ämter zu wählen, kocht in der Kommentarsektion der „Welt“ des Volkes Zorn hoch …“

„Du liest immer noch …“

„Nein! Also gut, ja. Gelegentlich. Wenn ich mich aufregen möchte.“

„Scheint ja gut funktioniert zu haben.“

„Allerdings. Zumal ich mir immer noch die Frage stelle, worin überhaupt der Wahlerfolg in Gera begründet liegt.“

„Wie hoch war denn der Stimmenanteil da?“

„28,8 %!“

„Alter … wie überaus traurig.“

„Ja, eben – und ich begreife das irgendwie nicht.“

„Hat vielleicht wirtschaftliche Gründe? Oder liegt am Ausländeranteil? Am Niedergang der Geraer Pilzeindustrie?“

„Ach, Mumpitz! Wenn ich Gera beispielsweise mit Flensburg vergleiche, weil ähnliche Einwohnerzahl, eher etwas weniger, dann komme ich zum Schluss, dass Flensburg einen doppelt so hohen Schuldenstand hat, der Ausländeranteil in Flensburg liegt bei über 10 %, in Gera vor zwei Jahren nur bei 6,9 % und damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt und …

„Na, vielleicht sind das noch 7 % zu viel?“

„Untebrich mich nicht. Jedenfalls, diese 6,9 % liegen überdies weniger im Zuzug begründet, sondern darin, dass „Biodeutsche“ wegziehen und, mit Verlaub, wegsterben und …

„Wegsterben?“

„Ja, wieso?“

„Hm, ich arbeite an einem Wortspiel mit Gera und Geriatrie, aber …“

„Bleib mal ernst! Jedenfalls, in Flensburg kommt die AfD auf gerade mal auf 3,7 % und mir will diese gesamte Sachlage nicht in den Kopf. Und niemand aus der Wählerschaft kann behaupten, man hätte nichts gewusst, nicht nach den Aussagen von Christian Lüth.“

„Der gesagt hat?“

„Dazu komme ich noch …“

8 Gedanken zu “abc.Etüden KW 39/40 II

    1. Ja, diese Pilzgeflechte verteilen sich meistens ganz unbemerkt – von den wenigen oberirdischen Köpfen mal abgesehen, die sowieso nur produziert werden, umtrügerische Ruhe vorzutäuschen und den Eindruck zu erwecken, der Pilzbefall ließe sich eindämmen – bis sie dann heimlich still und leise das ganze Feld für sich in Anspruch nehmen … 😉

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  1. Ja, genau. Ich lese und nicke. Pilzbefall. Genau. Ich habe Pilze draußen, die verhalten sich genauso.
    Bin heute noch ziemlich off, aber dann wieder „normal“ im Bloggeschehen 😉
    Morgenkaffeegruß 😁🐈☕🥐👍

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  2. Im hessischen Altenstadt, ganz in der Nähe, wo ich wohne, war auch in einem Ortsbeirat ein AfDler zum Vorsitzenden gewählt worden. Begründung der etwas ins Alter gekommenen Beiräte von CDU, SPD und FWG: das war der Einzige, der mit einem Computer umgehen kann.
    Vielleicht war das ja auch der Beweggrund in Gera: Breitband-Kenntnisse?

    P.S.
    Auf Druck der CDU-Obersten aus Wiesbaden wurde die Wahl in Altenstadt dann rückgängig gemacht. Diesen Mut sollten sie in Gera vielleicht auch aufbringen, oder stehen sie schon mit dem Rücken an der Wand?

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    1. Von der Geschichte hatte ich seinerzeit auch gehört. Außerordentlich peinlich. 🙂

      Was Gera angeht, so wird Ähnliches da wohl nicht passieren. Der Oberbürgermeister ließ lediglich verlauten, er werde „strikt darüber wachen, dass das Amt neutral und unparteiisch ausgeübt wird.“ wie die Süddeutsche schreibt. Und weiter: „Eine Rechtsgrundlage, gegen die Wahl vorzugehen, gebe es nicht, sagte Vonarb der Deutschen Presse-Agentur.“

      Und Breitband-Kenntnisse werden es wohl nicht gewesen sein, die AfD verfügt allenfalls über Breitbart-Kenntnisse … 😉

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  3. Krass, von der Geschichte hatte ich tatsächlich nichts mitbekommen und erfahre davon erst hier, Du hast den Bildungsauftrag also voll erfüllt, dankeschön! Bin momentan leider in der offline-Welt viel zu busy und hole Gerade die Etüden der letzten Tage auf.

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    1. Ja, ich nehme meinen von mir selbst erteilten Bildungsauftrag durchaus ernst. 😉 Aber ohne Spaß: Der Dank ist ganz meinerseits. Und lass dich nicht stressen, ob nun on- oder offline.

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