abc.etüden 2020 37+38 | 365tageasatzaday

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

aller guten Dinge sind, ähm, fünf, deswegen gibt es jetzt noch eine der von Christiane organisierten Etüden zur Wortspende von Ludwig Zeidler. Dann muss aber auch gut sein. 🙂

„Hey!“

„Oh, nein …“

„Was denn?“

„Bitte kein Gerede über von der Leyen oder Politik.“

„Hatte ich nicht vor!?“

„Nicht? Worüber willst du dann reden?“

„Erinnerst du dich an meinen Gedichtzyklus „Keimzeit ist Reimzeit“?“

„Hm, andererseits ist gegen eine Diskussion über die Rede von Frau von der Leyen so viel auch wieder nicht einzuwen…“

„Vergiss es!“

„Okay.“

„Also: Ich habe eine Gedichtgruppe geschrieben. Thematisch gesehen.“

„Worüber?“

„Über Gemüsebrühe!“

„Über Gem…“

„Genau! Tolle Idee, oder? Und ich nenne sie: „Mit Brüh´ und Not!“ Oder auch …“

„Spar dir die Brühe!“

„Ja, das ist es! Genial! Meins war nur ein Arbeitstitel, aber das …“

„Nein, ich meinte: Mach lieber was anderes!“

„Ach so? Gefällt dir nicht? Hm, dann vielleicht eines meiner religionskritischen Gedich… wo willst du hin?“

„Ich schichte schon mal deinen Scheiterhaufen auf …“

„Nix da, hiergeblieben, zuhören. Folgendes Werk nenne ich „Engelhaft“. Substantiv. Wie Himmelsbotengefängnis quasi.“

„Aha …“

„Also … *räusper*

„Am Tische sitzt der Gabriel und knabbert voller Not,
und voller Weh und Ach im Herz an einem Kanten Brot
.

Gleich neben ihm sitzt Michael, der döst so vor sich hin,
scheint angesichts der Lage noch recht positiv im Sinn.

Dort drüben an der Wand, dort kauert Raphael
hat ähnlich wie der Erstgenannte Pein in seiner Seel.

Ihr Chef, der hat sie weggesperrt: Insubordination!
Die Tür schlug zu, zu auch das Schloss, der Knast war nun ihr Lohn,

„Vielleicht“, so sprach der Gabriel, „solln wir doch letztlich tun,
was der Chef da von uns will, nichts anderes bleibt doch nun.“

„Hast recht!“, rief da der Michael, „jetzt gibt es auf die Mütze.
Wir legen los, mit voller Kraft: Nu‘ is‘ Apokalypse!“

Ihr Chef war gnädig, ließ sie raus, erwartend nun ihr Tun,
alsbald die panisch‘ Menschheit lief herum, wie’s aufgescheuchte Huhn.“

„Na? Genial, oder!? Total tief irgendwie!“

„Tief, ja, tief würde ich’s im Garten vergraben!“

300 Worte.

24 Gedanken zu “abc.Etüden KW 37/38 V

    1. Herzlichen Dank! In aller Bescheidenheit: Eigentlich finde ich es auch ganz gut. 😉 Mir wären sicherlich noch so ein, zwei Strophen eingefallen, wenn da nicht diese 300-Worte-Begrenzung wäre …

      Und sonst so?

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      1. Ich glaube, keiner wird dich daran hindern, einfach einen weiteren Beitrag zu verfassen 😉

        Sonst so – ich bin fasziniert davon, wie schnell es geht von „joah, ist schon ok“ zu „verdammte, verfluchte sch…. – ich will ein neues Leben“….. Und selber so?

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      2. Doch, ich werde mich aller Voraussicht nach selbst daran hindern. 🙂

        Hm, das klingt ja nun wirklich nicht gut. Falls ich irgendwas Sinnstiftendes tun kann, weißt du ja, wie du mich erreichen kannst. 🙂

        Selber so? Hm, mache gerade eher die gegenteilige Erfahrung und bin fasziniert davon, wie schnell es geht von „Mist, aufstehen …“ zu „Verdammte Axt, fängt dieser Tag gut an!“ 😉

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      3. Hach, lieber Fraggle – das freut mich sehrsehr!

        Sinnstiftendes fällt mir leider nicht ein, nur so Dinge wie „Schläger drauf“ oder „an die Wand klatschen“ oder „Briefe ans Universum schreiben“ …. naja – Humor ist, wenn ich trotzdem lache 😉 und irgendwie kann ich das immer noch (auch wenn das Lachen etwas verzweifelt und irre wirken könnte…)

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      4. Auch hysterisches Kichern geht bei mir als Lachen durch, das passt also schon.

        Ich persönlich halte ja Briefe ans Universum zu schreiben für die wohl esoterischste Art aller möglichen Zeitverschwendungen. 😉 Die handfesteren genannten Lösungsansätze gefallen mir da besser …

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      5. Mag sein, ich hab das zuletzt probiert als ich 15 war und nicht lange durchgehalten. So richtig hilfreich schien es mir also offensichtlich nicht. 🙂

        Und wie jetzt, „walte deines Amtes“? Bin ich jetzt dein staatlich geprüfter an-die-Wand-Klatscher? Falls ja, gebe ich zu Protokoll, dafür eindeutig eine Fehlbesetzung zu sein …

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  1. Ihr seid nicht die Ersten mit der Engelhaft, wisst ihr, oder? 😉
    Aber insgesamt schließe ich mich Frau Flumsel an. Und „Spar dir die Brühe!“ ist echt klasse.
    Du kannst auch eine ganze Etüde aus deinem Gedicht machen, extended version sozusagen. Noch hast du ein paar Tage Zeit … 😉
    Sehr amüsierte Grüße
    Christiane 😀

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    1. Nee, das wusste ich nicht, dachte es mir aber irgendwie. Die Idee ist einfach zu naheliegend. 🙂

      Und ja, ich könnte eine extended version machen, aber ich denke, für die KW 37/38 ist jetzt wirklich erst mal gut. Ich war fleißig. 😉

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    1. Fast hätte ich gesagt: „Sonst wollen die Leute immer nur Kinder von mir!“, aber um ehrlich zu sein, ginge nichts weiter an der Realität vorbei. 😉

      Ich würde dich informieren, sollte es wirklich mal einen Lyrik-Band geben, mein bisheriges „Werk“ in dieser Hinsicht würde bislang aber wohl eher ein sehr dünnes Lyrik-Bändchen ergeben …

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