abc.etüden 2020 37+38 | 365tageasatzaday

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

„hurra, die Etüden gehen weiter!“ Undgefähr so lässt sich meine erste Reaktion auf die jüngst erfolgte Schreibeinladung durch die Etüdenorganisatorin Christiane zusammenfassen. Kurz danach folgte aber schon so ein Gedanke wie „Wie jetzt, 37 Kalenderwoche!?“ Wir befinden uns ernsthaft in der 37. Kalenderwoche? So ein Jahr hat doch nur so 52, oder bin ich da falsch informiert? Das ist ja gruselig, ich sehe George Michael schon am Horizont aufziehen. Im übertragenen Sinne. Bevor mich derlei Gedanken noch weiter frustrieren, wenden wir uns mal der ersten klassischen Etüde in meinem recht neuen Zweitblog zu. Die Wortspende dafür kommt diesmal von Ludwig Zeidler, dem Etüdenerfinder höchstselbst.

„Na, wie is´?

„Unterirdisch. Außerdem bin ich eben fast in einen Pflegedienst-Wagen geknallt, weil der so etwas wie blinken nicht kennt. Zu allem Überfluss: Moria brennt!“

„Du machst dir Sorgen, weil eine unterirdische Zwergenstadt im Tolkien-Universum …“

„Nicht Khazad-dûm, du Pfeife! Das Flüchtlingslager auf Lesbos!“

„Hihi, Lesbos …“

„Sag mal, kannst du mal ernst sein, das ist nicht witzig!“

„Tschuldigung. Was ist denn vorgefallen?“

„Nun, dieses völlig überfüllte Flüchtlingslager …“

„Moment, zuletzt waren da nur noch etwa 13.000 Menschen untergebracht, das ist ein Fortschritt, es waren nämlich schon mal durchaus mehr!“

„Und ausgelegt ist es immer noch nur für etwa 3.000, und allein die Tatsache, dass du mir jetzt eine vierfache Überbelegung als Fortschritt verkaufen willst …“

„Tschuldigung.“

„Jedenfalls, aus ungeklärten Gründen brennt es da jetzt. Vorher gab es Unruhen, weil das Camp coronabedingt unter Quarantäne gestellt werden sollte. Geile Idee, oder? Ein Camp, in dem niemand Abstand halten kann, unter Quarantäne stellen …“

„Na, vielleicht tut die EU jetzt ja mal was …?“

„Muhahahaha, entschuldige, aber die sich engelhaft darstellende Präsidentin der EU hat in der Hinsicht bisher genau nichts vorzuweisen.“

„Aber immerhin hat der EuGH im April beschlossen, dass sich die Ostländer der EU, namentlich Polen, Ungarn und Tschechien, niemals hätten weigern dürfen, Flüchtlinge aufzunehmen.“

„Aha – und hat das Urteil rückwirkend Konsequenzen?“

„Äh,  nein …!“

„Ach  – und zukünftig!“

„Ähm … noch nicht!“

„Toll, dann ist das ungefähr so, als würde ich meinen Nachbarn erschlagen, das Gericht feststellen, dass ich das aber nun wirklich nicht hätte tun dürfen und man mich dann gehen lässt.“

„Vielleicht sollte man Menschen sowieso nicht dort unterbringen, wo sie nicht willkommen sind!?“

„Sachsen?“

„Nein, ich…“

„Ja, ich habs begriffen. Dennoch bleibt diese ganze Sache mit dem jetzigen Resultat des Brandes ein Totalversagen der gesamten EU, die ihre einstigen Ideale zusammen mit der ach so erfolgreichen „Europäischen Migrationsagenda“ unter dem Altar der Scheinheiligkeit vergraben sollte.“

300 Worte.

18 Gedanken zu “abc.Etüden KW 37/38

  1. Ich bin heute Morgen in große unheilige Flüche ausgebrochen, als ich von dem Brand gehört habe, und noch ein bisschen mehr als das. Mir schnürt schon der Gedanke die Luft ab. 😠😭🤬
    Danke dir.
    Liebe Grüße
    Christiane ☁️☕🥐👍

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    1. Ja, sag besser nix, sonst sag ich was, dann du wieder, dann wieder ich und dann bekommt das eine Eigendynamik und hört das nie auf. 😉

      Ansonsten herzlichen Dank für das „sehr großartiger Text“. Meinetwegen kannst du damit von rebloggen bis ausdrucken und an ortsansässige Laternen nageln alles tun, was du möchtest, solange du dezent auf die Urheberschaft hinweist. 😉

      Und sonst so?

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      1. Kein Wal, ein Delfin, mein Hase, ein Delfin. DIe Gazelle des Meeres, quasi. 🙂

        Sonst so? War schon mal schlimmer, war schon mal erheblich besser – man kommt irgendwie durch.

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  2. Dieser Beitrag wird an meinem Blog angenagelt. Bin heute morgen auch zuerst in eine vor-eruptive-Erstarrung verfallen angesichts dieser Nachricht. Wie lange geht das jetzt schon so? Weiß nicht genau, doch ich bin schon sehr lange zornig sowohl auf die entmenschlichenden Verhältnisse als auch auf die Tatsache, dass einige Länder Europas allein gelassen werden, während andere keine Konsequenzen befürchten müssen und einfach sagen: „Nö!“ Und sich dafür noch völkisch feiern lassen.
    Trotz der Erfahrungen in diesen Lebensumständen wird von den aufnehmenden Gesellschaften erwartet, dass diese Menschen dann sofort ein „nützliches Mitglied der Gesellschaft“ werden.
    Soweit ich mich erinnere, gab es eine Vereinbarung, wieviele Geflüchtete jedes EU-Land entsprechend seiner Größe/BIP aufzunehmen hat. Inwieweit dies rechtlich verbindlich gesichert wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.
    Zwar halte ich es auch für unglücklich, Geflüchtete dorthin zu schicken, wo sie vollkommen abgelehnt werden, aber es gibt doch Berechnungen (also eine sachliche Ebene), was die Aufnahme und Fürsorge pro Person kostet. Durch Weigerung einzelner Länder entstehen den anderen also Mehrkosten in einer fixen Höhe gemessen an der Anzahl derer, die sie hätten aufnehmen müssen.
    Warum in drei Teufels Namen kürzt man nicht in genau dieser Höhe die Zuwendungen? Das muss doch möglich sein. Wozu sonst braucht es Vereinbarungen?
    Und es würde weh tun und das würde mir unter den gegebenen Umständen gut gefallen.

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  3. Ich weiß gar nicht, was ihr wollt: die nächsten zwei Generationen finanzieren uns die Corona-Schäden vor, die Flüchtlinge lassen wir draußen warten, bis sich ihre Länder wieder beruhigt haben, Trump und Boris Johnson werden nicht einmal Konsequenzen für ihr abartiges Tun angedroht, hinsichtlich Weißrussland müssen wir noch einmal nachdenken und Putin, na ja, so ist Russland halt eben.
    Ist doch alles in Ordnung! AUGEN ZU und durch!, so haben wir es doch in unserer militaristischen Vergangenheit eingebläut bekommen.

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    1. Ja, so kommt es einem vor, nur leider ist das Prinzip der Hoffnung, dass sich jegliche Probleme durch dauerhaftes Nichtstun irgendwann von selbst aus der Welt schaffen, kein sonderlich belastbares oder gar erfolgversprechendes. Wäre dem so, hätte ich seinerzeit bessere Matheklausuren geschrieben. Aber es scheint sich in der Politik als ernsthaftes Mittel der Wahl durchgesetzt zu haben. Warum auch immer …

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